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Zu Kaffee und Kuchen pilgern viele Baden-Badener an den Leisberg / Schilder für Baumpatenschaften aufgehängt
Von Conny Hecker-Stock
Baden-Baden – Wenn die Bürgergemeinde Unterbeuern (BGU) in das Obstgut Leisberg einlädt, dann hat das mittlerweile Magnetwirkung, egal, ob es regnet oder hochsommerliche Hitzegrade herrschen. Am Donnerstag strömten die Besucher in Scharen herbei, viele wählten das gemütliche „Stadl“ als Ziel ihrer Wanderungen oder Fahrradausflüge, so wie Oberbürgermeisterin Margret Mergen mit ihrem Gatten.
Viele der Gäste zählten zu den Baumpaten und wollten an diesem Nachmittag ihre von Norbert Steinel gefertigte und von der zweiten Vorsitzenden Susanne „Snoopy“ Ziller mit viel Liebe beschriftete Schiefertafel an ihrem Obstbaum anbringen. Wobei sich hinter den vergebenen Namen häufig ganz zauberhafte kleine Anekdoten verbergen. „Lavinchens Baum“ kennzeichnet den Apfelbaum der jüngsten, fünf Monate alten Patin Lavinia Wollenweber, die gerade einmal vier Wochen auf unserer Erde weilte, als ihr bereits ihr Apfelbaum zugesprochen wurde, auch ihr fünfjähriger Bruder Henry ist stolzer Pate. „Angel“ und „Sonneblümla“ sind die gegenseitigen Kosenamen eines Pärchens, die jetzt ihre Bäume zieren.
Ein großes Herz und die Inschrift „Thomas“ schmücken das Geburtstagsgeschenk von Tanja Glatthaar an ihren Partner Thomas Siegl. Es gibt einen „Mia Fischers Appelbohm“, einer heißt „Der alte Fritz“ oder „The Chickens“. Witzig auch der Baum von Bea und Peter Böhlen, die sich voller Optimismus einen völlig abgestorbenen Krüppel inmitten seiner grünen Brüder ausgewählt haben, der ein wenig an einen Totempfahl erinnert.
Doch sie sind nicht die Einzigen, die damit nachhaltig und ökologisch denken. Laut der BGU-Vorsitzenden Waldtraud Nölle gibt es noch weitere Paten, die sich bewusst für ein solches Exemplar aus Totholz entschieden haben, um als Insektenhotel einen Unterschlupf und die Möglichkeit von Nisthöhlen zu bieten. Selbst an diesem Nachmittag, an dem die BGU zum Familientag bei Kaffee und Kuchen auf den Leisberg geladen hat, fragen Besucher nach, ob denn noch eine Aussicht auf eine Baumpatenschaft besteht. Sie werden in die Warteliste aufgenommen, da in dem Obstgut noch weitere Bäume gepflanzt werden.
Ein erster Grundstein wurde gelegt mit den von der Bürgerstiftung finanzierten Kirschen-, Mirabellen-, Zwetschgen- und Birnbäumen, die für Artenvielfalt in dem Obstgut sorgen sollen. Wobei Markus Brunsing vom Fachgebiet Park und Garten freimütig sagt, man werde auf diesem Obstgut erst mit den Jahren Erfahrungen sammeln hinsichtlich der idealen Obstsorten. Doch sei es sicherlich kein Zufall, dass aus dem ursprünglich reichen Artenbestand in erster Linie die Apfelbäume überlebt hätten. Mit dem Spätfrost, der so viele Obstbaumkulturen schwer geschädigt hat, machten die Baumpaten ganz unterschiedliche Erfahrungen. Teils sogar bei direkt nebeneinander stehenden Bäumen.
Während der eine voller Früchte hängt, finden sich bei seinem Nachbarn gerade mal drei Äpfelchen. Brunsing macht dafür das Mikroklima innerhalb des Obstgutes mit seiner „spannenden Topographie aus Hügeln und leichten Senken“ verantwortlich, da schon wenige Zentimeter Höhenunterschied einer Blüte den Garaus machen können bei so extremer Kälte. Doris Kröner wollte am liebsten für jede einzelne ihrer Baumblüten „ein Mäntelchen häkeln“, doch das verschlossene Eingangtor machte ihren sorgenden Eifer zunichte.
Ganzer Artikel im Badischen Tagbalatt vom 12. Juni 2017

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