Hochbetrieb am Obstgut Leisberg: Baumpaten legen beim Rückschnitt selbst Hand an
Von Conny Hecker-Stock
Baden-Baden – Das Obstgut Leisberg bot am Wochenende ein Bild reger Betriebsamkeit. Trotz unwirtlichem Schneeregen am Samstag und der Kälte am Sonntag lehnten an vielen Bäumen Leitern, und die meisten Paten legten selbst Hand an, um nach den Erläuterungen von Klaus Schulz ihren Bäumen den notwendigen Rückschnitt zu verpassen.
Ziemlich viel ist seit dem letzten von der Bürgergemeinde Unterbeuern (BGU) organisierten Baumschnittkurs passiert. Pünktlich zu diesem Wochenende war die Verlegung der Leitungen von der Frankreichstraße abwärts abgeschlossen – und zwar für Wasser, Abwasser und Strom. Hinzu kam ein weiteres, bis jetzt noch leeres Zusatzrohr für eventuelle spätere IT-Nutzung. Die Hebeanlage steht inzwischen ebenfalls und pumpt das Abwasser hinauf in die Kanalisation.
Mit den Stromanschlüssen in der Obstscheune ist nun auch deren Versorgung gewährleistet. „Damit können die Handwerker kommen“, freuen sich die Vorsitzende Waldtraud Nölle und ihr engagiertes Helferteam. Jetzt können der Sanitärbereich mit je einer Damen- und Herrentoilette installiert werden sowie der Küchentrakt mit einem Herd und einer Spüle, danach rücken die Maler an.
Allen Beteiligten ist es jedoch ganz wichtig, den ursprünglichen Charakter der Obstscheune zu bewahren: „Wir wollen es heimelig haben“, sagt die Vorsitzende. Zehn Biergarnituren wurden bereits von einem Verein übernommen, zehn weitere kommen noch dazu, so dass bei künftigen Festen und Veranstaltungen genügend Sitzplätze vorhanden sind. Auch die Leitern sowie Werkzeug zum Schneiden der Bäume wurden inzwischen angeschafft.
Laut Peter Böhlen wurden alle beantragten Leadergelder vom Regierungspräsidium bewilligt, so dass nun Angebote der Handwerkern eingeholt und die günstigsten Bewerber berücksichtig werden können. Böhlen macht allerdings darauf aufmerksam, dass diese Gelder Nettozahlungen sind, während die Handwerkerrechnungen brutto verbucht werden, also plus Mehrwertsteuer, die zulasten der Bürgervereinigung geht. Deshalb werden nach wie vor Spender, Förderer und Sponsoren gesucht, um die Aktion Obstgut Leisberg weiter am Laufen zu halten.
„Man spürt nach wie vor, dass es ein Bürgerprojekt ist, die große Bereitschaft zu helfen ist ungebrochen, jeder steuert bei, was er kann“, so Böhlen. So berechnen manche Handwerksbetriebe nur die reinen Materialkosten, ein Steuerberater bringt sein berufliches Wissen ein, auch die Bürgerstiftung hat ebenso wie Privatleute weitere Unterstützung zugesagt.
Johanna Tremmel aus Baden-Oos ist ganz glücklich über ihren für ein Jahr vom Badischen Tagblatt zugelosten Apfelbaum der Sorte Brettacher, der ein guter Lagerapfel ist, wie sie aus Erfahrung weiß, da ihr Vater ihr als Baumwart viele Kenntnisse vermittelt hat. Sie will sich selbst um ihr Exemplar kümmern und hofft auf eine reichliche Ernte: „Dann backe ich Ihrer Redaktion einen Apfelkuchen“, verspricht sie lachend.
Derweil wuchs der Berg aus Schnittabfall am Wochenende immer höher, auch der fünfjährige Henry und seine Oma trugen nach Kräften dazu bei. Ausgekühlt und hungrig konnten sich die Baumpaten im Anschluss an ihren Einsatz mit leckerer Kartoffelsuppe oder an dem großen Kuchenbüfett stärken, beidem wurde an den zwei Tagen rege zugesprochen.
Ganzer Artikel im Badischen Tagblatt 20.2.2018 (PDF)
Last modified: 21. Februar 2018