Baden-Baden/Rastatt – „Risiko-Check Drogen“ heißt ein neues Frühinterventionsprogramm für junge Drogenkonsumenten im Landkreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden. Hervorgegangen aus zwei erfolgreichen Programmen der Vorjahre, richtet es sich an Jugendliche ab 14 Jahren. Der Bedarf ist groß.
Das Programm ist eingebunden in das Gesamtkonzept für Suchtprävention der kommunalen Suchthilfenetzwerke Baden-Baden und Rastatt. Das heißt: Die Fachleute arbeiten eng zusammen. „Und wir sind von der Realität überrollt worden“, gesteht Wolfgang Langer, Leiter der Fachstelle Sucht.
Es ist vor allem der stark steigende Cannabis-Konsum, der den Experten große Sorgen bereitet, oft in Kombination mit Amphetaminen. „Im Jahr 2013 haben laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 5,6 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen mindestens einmal in den vorangegangenen zwölf Monaten Cannabis ausprobiert, überwiegend männliche Jugendliche“, so Langer. Bei den 18- bis 25-Jährigen sollen es 15,8 Prozent gewesen sein.
Für die Region Mittelbaden lassen sich diese Werte nicht herunterbrechen, aber viele Indikatoren sprechen für eine ähnliche Entwicklung – „Riesendunkelfeld“ inklusive, wie es Frenk Durm formuliert, Leiter der Einsatzgruppe Drogen bei der Kripo in Rastatt.
„Das Einstiegsalter sinkt auf 14 oder 15 Jahre“, erklärt Langer den aktuellen Trend. „Cannabis ist wieder zur Modedroge geworden, wie in den 90er Jahren. Es war lange out, jetzt kommt es mit Macht zurück.“
Zugleich ist das Wissen über diese Droge und ihre gesundheitlichen Folgen bei Jugendlichen sehr schwach ausgeprägt, berichtet Boris Kowalewski aus der Praxis. Er ist Mitarbeiter der Fachstelle Sucht und leitet zusammen mit Kay Bayerl die „Risiko-Check“-Kurse.
Ein Kurs besteht aus drei Gruppentreffen und zwei Einzelgesprächen. Auf Augenhöhe und ohne erhobenen Zeigefinger sollen die Klienten dazu bewegt werden, ihr Konsumverhalten zu überdenken und bestenfalls einzustellen. Zwang wird nicht ausgeübt. „Wir sind zieloffen, und wir unterliegen der Schweigepflicht“, sagt Kowalewski.
Aus eigenem Antrieb kommen die jungen Menschen in der Regel nicht zum Kurs. „Oft machen die Eltern Stress, verstärkt mischen sich auch Schulen ein. Polizei und Gerichte schicken Jugendliche, wenn diese aufgefallen sind oder ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde.“ Geht es erstmal um den Führerschein, ist den Experten Aufmerksamkeit sicher.
Die in der Politik diskutierten Pläne für eine Legalisierung von Cannabis seien in diesem Zusammenhang wenig hilfreich, kritisiert Michael Klose von der Staatsanwaltschaft Baden-Baden. Auch Kowalewski berichtet von Aussagen, dass Cannabis „in spätestens einem halben Jahr erlaubt sei“.
Fünf Kurse waren in diesem Jahr insgesamt vorgesehen, vier fanden schon statt. 38 Klienten nahmen bislang teil, 2014 waren es bei den beiden bisherigen Kursen insgesamt 60.
Ganz wichtig sei die Unterstützung durch die Bürgerstiftungen in Baden-Baden und Rastatt. Jeweils 1500 Euro im Jahr gewähren die Stiftungen. Die Vorsitzenden Andreas Büchler (Baden-Baden) und Dr. Thomas Hatz (Rastatt) betonen die gesellschaftliche Bedeutung der Suchtprävention.
Kontakt: Jugend- und Drogenberatung Baden-Baden und Landkreis Rastatt, (07221) 996478-30, E-Mail fs-baden-baden@bw-lv.de.
www.bw-lv.de
Artikel im Badischen Tagblatt vom 23.6.2015
Artikel in den Badischen Neuesten Nachrichten vom 23.6.2015

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