Jugendclub am Baden-Badener Theater führt Stück von Arthur Miller auf / Beeindruckende Kulisse
Von Gisela Brüning
Baden-Baden – Bereits im 13.Jahr besteht der Jugendclub am Theater Baden-Baden. Interessierte Jugendliche zwischen 14 und 22Jahren erhalten im „U22“ die Gelegenheit, den Theaterbetrieb mit all seinen Facetten kennenzulernen und sich selbst auf der Bühne zu erleben. Das geschieht auch bei der Premiere von „Hexenjagd“ am Sonntag, 26.Juni, um 18Uhr im TiK, dem Theater im Kulissenhaus.
Eine Premiere ist es nicht nur für das Stück, sondern auch für den U22-Club, dessen elf Mitglieder nahezu alle neu hinzugekommen sind, nachdem die früheren nach Beendigung ihrer Schulzeit andere Wege einschlugen. Schließlich ist es auch für Isabell Dachsteiner eine neue Erfahrung, mit dieser Gruppe zusammenzuarbeiten, kam sie doch erst zu Beginn der nun auslaufenden Spielzeit ans Baden-Badener Theater. Auch Schauspielerin Lilli Lorenz, die mit der Pädagogin zusammenarbeitet, ist neu am Theater. Es hieß also für alle Teilnehmer, bei null zu beginnen mit intensiver Grundlagenarbeit. Als alte Bekannte aber nahmen Christine Ruge-Waldmann und Uwe Schnurr in Vertretung der Bürgerstiftung Baden-Baden, die seit langem den Jugendclub finanziell fördert, am Pressegespräch teil.
Obwohl starken Kürzungen unterworfen, stellt Arthur Millers Drama „Hexenjagd“ eine enorme Herausforderung für die jungen Schauspieler dar. Auf eine historische Begebenheit aus dem 17. Jahrhundert im amerikanischen Städtchen Salem zurückgreifend, schrieb der Autor das Stück unter dem Eindruck der von Senator McCarthy eingeleiteten Kommunistenjagd, deren Opfer er selbst war. Das Stück spielt im Jahr 1692 in dem amerikanischen Städtchen Salem. Damals zerstörten Aberglaube, Intoleranz und religiöser Wahn die soziale Gemeinschaft, während unter McCarthy in den 1950er Jahren nicht wenige Menschen von Denunzianten „gejagt“ wurden.
Mit einer beeindruckenden Kulisse schuf Sebastian Ganz eine bedrohliche Atmosphäre, die Salem im Waldgebiet von Massachusetts als einen Ort schildert, in dem engstirnig-puritanischer Fanatismus die Bewohner unter Kuratel stellt. Darunter leiden auch die jungen Mädchen, die sich heimlich im Wald zum Tanz treffen. Das daraus resultierende Strafgericht versetzt die Pfarrerstochter in Schock-Starre, was den Geistlichen nichts anderes als das Werk des Teufels vermuten lässt. In der stickig-bigotten Atmosphäre entfaltet sich eine Art Inquisition. Jeder beschuldigt jeden, nicht nur aus religiöser Verblendung, sondern auch aus höchst egoistischen Gründen; kann man doch auf diese Weise seine persönlichen Widersacher scheinheilig aus dem Weg räumen. Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, bedarf es eines Menschen, der unter Opferung seines Lebens Wahrhaftigkeit, Solidarität mit den unschuldig angeklagten Mitbürgern und Mut beweist.
Neben der bereits ausverkauften Premiere sind acht weitere Vorstellungen geplant. Wie zu erfahren war, sind besonders im mittleren Zeitraum noch Plätze verfügbar.
Ganzer Artikel aus dem Badischen Tagblatt vom 12. Juni 2017

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