| Clara Todd Stiftung

bild_claratoddstiftungErbe von Clara Todd steht für ältere Baden-Badener zur Verfügung / Kaum Anträge
Von Sarah Kern
Baden-Baden – Als Clara Todd 2008 in Baden-Baden starb, war sie einsam. Ihr letzter Wille: Anderen älteren, alleinstehenden Menschen in dieser Stadt sollte es besser ergehen. Die Treuhandstiftung, die das ermöglichen soll, hat von Jahr zu Jahr mehr Vermögen: Zu wenig Menschen bitten um Hilfe.
Justus Kindermann (Foto: Kern) von der Bürgerstiftung Baden-Baden blättert durch eine Kopie des handgeschriebenen Testaments. „Es hat sie gestört, dass sie vereinsamt gestorben ist“, berichtet er von der Frau, die 195000 Euro und einen alten Bauernschrank stiftete – zur „Förderung von älteren, alleinstehenden, sozial schwachen Menschen, die durch Unfall oder Krankheit in Not geraten sind und bis zur Genesung eine Begleitung benötigen“, wie es in der Stiftungssatzung heißt.
Todd selbst war mit einem Amerikaner verheiratet und verbrachte ihre letzten Jahre verwitwet und kinderlos in der Kurstadt. Unterstützt werden sollen nach dem Willen der früheren Dolmetscherin Einrichtungen, die Ansprechpartner für erkrankte und ältere Menschen bieten. Ebenfalls förderfähig sind Hilfen, die ein autonomes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Diese Hilfe kann alles Mögliche sein, berichtet Kindermann, bei der Bürgerstiftung Baden-Baden zuständig für die Clara-Todd-Stiftung. Die Treuhandstiftung ist an die Bürgerstiftung angeschlossen und wird von dieser verwaltet. Dennoch hat die Clara-Todd-Stiftung einen eigenen Stiftungszweck. Und: Sie kann im Gegensatz zur Bürgerstiftung „mildtätig“ sein, also nicht nur Einrichtungen, sondern auch Einzelpersonen fördern.
Wichtig dabei: Es muss sich um ältere Menschen aus Baden-Baden handeln, die Hilfe dabei brauchen, im eigenen Zuhause zu bleiben. Bis zu 2000 Euro pro Jahr könne eine Einzelperson erhalten, berichtet Kindermann. Meist werden kleinere Summen beantragt. Da gibt es zum Beispiel die chronisch kranke 73-Jährige, die allein lebt und stolz darauf ist, bisher ohne Sozialhilfeleistungen ausgekommen zu sein. Als sie eine neue Waschmaschine für 275Euro braucht, springt die Stiftung ein. Für eine andere Dame, die erst kurz zuvor ihren Mann verloren hat, übernimmt die Stiftung eine monatliche Einkaufsbegleitung, damit sie nicht auch noch die gewohnte Umgebung aufgeben muss. Einem schwerbehinderten Mann werden die Rückstände bei Strom- und Gasrechnung bezahlt, eine 82-Jährige bekommt Geld für Schuhe und Kleidung. So unterschiedlich die Fälle sind: Meist leiden die Betroffenen an mehreren Krankheiten. Und fast immer sind sie einsam.
Mittlerweile verfügt die Clara-Todd-Stiftung laut Kindermann über ein Vermögen von 250000 Euro. Jährlich stünden rund 10000 Euro an Erträgen zur Verfügung. Aber: Knapp die Hälfte dieser Mittel bleibt übrig. Im Schnitt werden pro Jahr nur fünf Fälle an die Stiftung herangetragen, berichtet Kindermann. Man habe sogar schon Spenden an die Stiftung vorerst ablehnen müssen, weil Stiftungserträge stets ausgegeben werden müssen.
Kindermann ist sich sicher: Es gibt genug Betroffene. Nur erreiche man diese noch nicht. Dabei sei der Aufwand für einen Antrag gering: Eine einzige Seite muss ausgefüllt werden. Soziale Einrichtungen und Ämter seien über diese Möglichkeit der Unterstützung informiert. Nun will Kindermann die Stiftung in der Bevölkerung bekannter machen. Die Angaben von Einzelpersonen würden bei der Überprüfung „absolut anonym und vertraulich“ verwendet, versichert er. Zunächst werde stets geklärt, ob es städtische oder staatliche Hilfen gebe, die abgerufen werden könnten. Sei dies nicht der Fall, greife die Stiftung: „Wir haben bisher keinen einzigen Antrag abgelehnt.“
Infos: Wer Fragen zur Clara-Todd-Stiftung hat oder einen Antrag stellen möchte, kann sich unter (0800) 5890303 kostenfrei an die Bürgerstiftung wenden.
Ganzer Artikel am 17. November 2015 im Badischen Tagblatt

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