„Lange Straße des Ehrenamts“: 23 Vereine und Einrichtungen stellen sich vor
Von Sarah Kern
Baden-Baden – Wer sich über die Bandbreite bürgerschaftlichen Engagements in der Kurstadt informieren will, hat dazu am kommenden Samstag Gelegenheit: 23 Vereine und Einrichtungen präsentieren sich diesmal bei der „Lange Straße des Ehrenamts“ – und überall werden noch Helfer gesucht.
Flüchtlinge unterstützen, Kinder an Naturschutz heranführen, Kunst- und Kulturprojekte organisieren: Vielfältiger könnten die Möglichkeiten ehrenamtlicher Arbeit kaum sein. Einen Überblick können sich Interessierte am Samstagvormittag von 10.30 bis 14 Uhr entlang der Lange Straße zwischen Blumebrunnen und Mode Wagener verschaffen. Der Bedarf an Ehrenamtlichen ist groß, berichtete Justus Kindermann von der Bürgerstiftung Baden-Baden gestern beim Pressegespräch. Seine Beobachtung: „Alle Einrichtungen suchen.“
Vor allem werde es zunehmend schwierig, tatsächlich „Ämter“ in Vereinen oder Stiftungen zu besetzen. Während etwa Posten im Vorstand früher ehrenhalber vergeben und angenommen wurden, schrecke diese Verpflichtung heute viele ab. Allein der Begriff „Ehrenamt“ wirke wie ein Korsett, suggeriere langfristige Bindung – als sei man verlobt oder verheiratet.
Viele Ehrenamtsbörsen hätten sich deshalb mittlerweile in „Freiwilligenbörsen“ umgenannt, erläuterte Kindermann. Für das Projekt der Bürgerstiftung, das von Anne Leppert organisiert werde, sei man beim alten Namen geblieben. Man hebe aber immer wieder hervor, dass ein Ehrenamt ganz unterschiedlich ausgestaltet sein könne – und eben auch kurzfristig. Schon eine Stunde am PC könne helfen.
Beim Aktionskomitee Kind im Krankenhaus (AKIK) wäre kurz- und längerfristige Hilfe willkommen, machte die Landesvorsitzende Monika Werner deutlich. Die Ortsgruppe Baden-Baden habe immerhin 60 Mitglieder – aber fast alle davon seien passiv. Grund genug, sich bei der „Lange Straße des Ehrenamts“ zu präsentieren. AKIK setze sich unter anderem dafür ein, dass Eltern eines kranken Kindes kostenlos mit im Krankenhaus aufgenommen werden, erläuterte Werner. In Baden-Baden suche man zudem Freiwillige, die Kinder und Jugendliche im Krankenhaus besuchen. Der Besuchsdienst sei mit einem Bücherwagen unterwegs, könne Kindern auf Wunsch vorlesen oder Bücher ausleihen.
In einem ganz anderen Bereich ebenfalls auf Ehrenamtliche angewiesen und deshalb bei der Ehrenamtsstraße dabei ist Adrian Struch. Für die Caritas vermittelt er im Rahmen des Projekts „Nah an Menschen von weit weg“ Paten an Flüchtlinge. 24 angemeldete Paten gebe es mittlerweile, weitere könnten dazukommen. Bereits eine Patenschaft übernommen hat Christof Teelen: Er betreut seit einigen Monaten einen jungen Mann aus Nigeria. Teelen hat mit dem 26-Jährigen nicht nur einiges unternommen, sondern ihm auch bei der mittlerweile erfolgreichen Suche nach einem Arbeitsplatz geholfen.
Die Patenschaft ist aber nicht Teelens einziges Ehrenamt: Seit fast zehn Jahren engagiert er sich beim Caritasverband im Stadtteilzentrum Briegelacker, unter anderem in der Hausaufgabenhilfe. Für das Engagement bekomme man viel zurück, machte er deutlich. Sein Lohn sei zum Beispiel, wenn ihm ein kleines Mädchen nach einer Klassenarbeit stolz schon von weitem zurufe: „Wir haben eine Zwei geschrieben!“
Ganze Artikel im Badischen Tagblatt vom 17.9.2015
Last modified: 17. September 2015