Unterwegs mit dem „Bus der Habseligkeiten“
„Nicht ohne meine Bücher!“ – Sie waren ein Stück Heimat, das Tatjana 2004 mitnahm, als sie die Ukraine verließ, auch wenn sie schwer und sperrig waren. Elena aus Kasachstan konnte sich 1996 nicht von drei alten Lederflaschen trennen, die sie an die unendliche Weite der kasachischen Steppe erinnern. Wie Elena und Tatjana kamen seit 1990 Spätaussiedler*innen und jüdische „Kontingentflüchtlinge“ aus den verschiedenen Nachfolgestaaten der zerfallenden Sowjetunion nach Baden-Baden: Heute unterstützen viele von ihnen ukrainische Verwandte und Bekannte, die hier Zuflucht gefunden haben.
Wir planen eine Ausstellung über die unterschiedlichen Lebenswege postsowjetischer Zugewanderter. Sie entsteht zusammen mit Jugendlichen aus Baden-Baden und der Ukraine – Teile werden eben auch mithilfe der Bürgerstiftung Baden-Baden finanziert – und so freuen wir uns ungemein auf die Ausstellung und damit die Ergebnisse aus u.a. verschiedenen Workshops. Dabei werden nämlich mit Filmemachern, Museumspädagogen und einer Künstlerin vielfältige Impulse gesetzt, um sich mit eigenen Gedanken und Beiträgen beteiligen zu können.
In einem Workshop für Jugendliche stellte der Arbeitskreis Stolpersteine das Projekt am 23.9.24 mit einem Schnupperkurs in den Räumen des RWG vor. Mit dabei: Schüler*innen des Richard-Wagner-Gymnasiums und Pädagogiums sowie Zeitzeuge Andrej Knack. Er erzählte von seinen Erfahrungen und Gefühlen bei der Ankunft in Deutschland 1992. In der mobilen niky-bilder Trickfilmwerkstatt von Nikolaus Hillebrand und Kyne Uhlig aus Köln hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, dazu kurze Trickfilme mit verschiedenen Techniken und Geräten zu erstellen. Kyne Uhlig und Nicolaus Hildebrand brachten u.a. Overheadprojektoren mit – sperrige Geräte, die in den Schulen inzwischen keine Verwendung mehr finden und auf Dachböden verstauben. In der Trickfilmwerkstatt boten sie viel Spielraum für neue Ideen. Aber die beiden Filmemacher hatten noch ganz andere Dinge im Gepäck: Nägel, Sand, Kleister, einen Spitzkohl und getrocknete Gräser; Federn, alte Drähte, Scheren, farbige Folien und vieles mehr. Auch Andrej Knack machte mit und versuchte, seinen Alltag kurz vor der Ausreise in Bildern zu erzählen – Thema seines Kurzfilms „Wovon leben?“
Gezeigt wird die Ausstellung in einem Bus der Stadtwerke, der an verschiedenen Orten in Baden-Baden Station machen wird. Das „Museum to go: Bus der Habseligkeiten” wird zu den Menschen gehen und die Vielfalt der Stadt zeigen.