Baden-Baden – „Ich würde mich über eine Einladung zum persönlichen Gespräch sehr freuen“, mit dieser Bitte schließen viele Bewerbungsschreiben ab. Meistens liest man diesen Satz. Meistens – denn einige Werkrealschüler aus Lichtental können sich in Zukunft mit kurzen Bewerbungsvideos auf die Suche nach dem Traumjob machen.
Die fünf Schüler Christian Atanaga, Kevin Stoll, Marcin Zych, Michelle Wende und Vanessa Wacker haben diesen letzten Satz gesprochen und sich dabei filmen lassen. Außerdem standen sie für viele weitere Szenen vor der Kamera. Die Neuntklässler hatten sich zu Beginn des Schuljahres für das Projekt „Bewegte Bewerbung“ entschieden – vergangene Woche konnten sie dann stolz den Stick mit ihren 60- bis 90-Sekunden-Videos in Händen halten. Und sie sind sich einig, es sei eine „gute Idee“ gewesen, mitzumachen.
Das Projekt wurde bereits zum zweiten Mal von der Bürgerstiftung Baden-Baden in Lichtental initiiert und mit dem Medienpädagogen und Kameramann Benjamin Wagener durchgeführt. Schulleiter Günter Grässel ist hellauf begeistert: „Für unsere Schule ist das ein tolles Projekt.“ Er erläutert, dass die „Bewegte Bewerbung“ ein passender Baustein zum Thema Berufsorientierung und in der neunten Klasse gut angesiedelt sei, da sich viele Schüler an deren Ende bewerben würden. Grässel fügt an, dass es in dem dreitägigen Projekt nicht nur um die Erstellung des Videos ging. Die Schüler sollten auch ein „Gefühl für Medien entwickeln“.
Walter Klingler von der Bürgerstiftung spricht den Schülern sein Lob aus, sie hätten sich vorbildlich auch außerhalb der Schulzeiten engagiert. Denn die drei Projekttage fanden zwar unter der Woche statt, aber wenn andere freitags um 13 Uhr mit der Schulglocke ins Wochenende starteten, seien die fünf teilnehmenden Schüler noch voll am Werk gewesen. Und zwar mit dem Fachmann Benjamin Wagener an ihrer Seite. Mit ihm wurde am ersten Tag am Text getüftelt, der dann auch gleich aufgenommen wurde.
In den Videos stellen sich die Schüler vor, erzählen über ihre Stärken und Erfahrungen und zeigen auf, warum sie den Beruf gern machen wollen. Voraussetzung dafür: Die fünf wussten schon zu Beginn des Projekts genau, für welchen Job sie sich bewerben möchten: Polizistin, Bäckereifachverkäufer, Pferdewirtin, Anlagenmechaniker und Kfz-Mechatroniker – und in solche Betriebe ging es dann an den Projekttagen zwei und drei, um vor Ort zu drehen. Walter Klingers Dank gilt den Firmen, die sich als Drehorte zur Verfügung gestellt und die Schüler mit offenen Armen empfangen hätten. Die befragten Unternehmer seien beeindruckt von der Idee der Videobewerbung gewesen, so Klingler. Er kündigt an, das Projekt im Herbst 2019 fortzusetzen.
Christian Atanaga, Kevin Stoll, Marcin Zych, Michelle Wende und Vanessa Wacker sagen selbst, dass sie durch das Agieren vor der Kamera selbstbewusster auftreten würden, und sie sind sich einig, dass sie auch ein zweites Mal beim Projekt mitmachen würden. Der große Vorteil gegenüber einer geschriebenen Bewerbung ist laut Vanessa Wacker: „Man sieht gleich, wie man sich gibt.“